Stellt „1968“ eine Zäsur in der Entwicklung der öffentlich-politischen Sprache der Bundesrepublik dar? Diese These kann damit begründet werden, dass seither eine größere Sprachsensibilität zu verzeichnen ist, die über die Sprachkritik der Neuen Sozialen Bewegungen der 70er-Jahre bis hin zu heutigen Debatten um Political Correctness beobachtet werden kann. Die These und die Kritik daran werden im ersten Teil des Vortrags dargelegt.
Andere sprachwissenschaftliche Studien sehen in „1968“ den Beginn einer „Verumgangssprachlichung“ und einer „Emotionalisierung“ öffentlichen Sprachgebrauchs. Dies wird an Auftritten der 68er vor Gericht, an der Kommunebewegung oder am Verhalten in Talkshows festgemacht. Im zweiten Teil des Vortrags werden dazu Beispiele der Störung ritueller Ordnungen und des Gesprächsstils im sogenannten hedonistischen Selbstverwirklichungsmilieu präsentiert, wovon vor allem Letzterer Auswirkungen auf die öffentlich-politische Sprache hatte.