Mit dem Vormarsch russischer Truppen auf die ukrainische Hauptstadt Kyjiw im Februar 2022 musste die Künstlerin Zhanna Kadyrova von einem Tag auf den anderen im Westen des Landes Zuflucht suchen. Die in der Ausstellung „Out of Home“ versammelten Arbeiten sind seither entstanden. Sie sind Metaphern eines grausamen Kriegs, dessen militärische Gewalt sich insbesondere gegen die Zivilbevölkerung richtet.
Im Zentrum steht die Arbeit „Refugees“ (2022): Eindringliche Innenaufnahmen dokumentieren die Zerstörung der zivilen Infrastruktur in der Ukraine durch russische Raketen. Zwischen zersplitterten Möbeln, zerfetzten Vorhängen und rußigem Schutt sind als Reste des früheren Lebens nur die Zimmerpflanzen zurückgeblieben. Diese versehrten Organismen wurden von der Künstlerin geborgen; im Ausstellungsraum finden sie nun zusammen mit den Fotografien vorübergehend Zuflucht.
Kadyrova arbeitet oft mit vorgefundenen Materialien und Gegenständen, die sie teils aufwendig bearbeitet und zu symbolisch aufgeladenen Installationen komponiert. Die so entstehenden Kunstwerke tragen eine Fülle von ideologischen, historischen und politischen Bezügen in sich. Ihre aktuellen Arbeiten sind ein kraftvoller Ausdruck der zivilen Gegenwehr mit den Mitteln der Kunst.
Die Kuratorin Anke Hoffsten (NS-Dokumentationszentrum München) und der Kunsthistoriker Christoph Platz-Gallus (Kunstverein Hannover) werfen einen Blick auf Kadyrovas Gesamtwerk.