5 Fragen (5)

07.08.2023

Petra Pintscher

Datenmanagement als Teil der Forschung
Der Ertrag der landwirtschaftlichen Produktion und damit auch die Ernährungssicherung hängen entscheidend von der Pflanzengesundheit ab. Pflanzen interagieren mit einer Vielzahl von Mikroorganismen, die sowohl nützlich als auch schädlich sein können. Der TRR356 „Genetic diversity shaping biotic interactions of plants (PlantMicrobe)“ untersucht molekulare Mechanismen, die nützliche und schädliche Pflanzen-Mikroben-Interaktionen beeinflussen. Dr. Stephan Hachinger ist im Forscherteam für das Datenmanagement zuständig.

Ist es nicht ungewöhnlich, dass Sie als Astrophysiker Teil des Teams sind? Wie kam es dazu?

Dr. Stephan Hachinger: Ich bin 2014 schon aus der „Astro“ heraus ans Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) gekommen. Als Astrophysiker wusste ich über Datenanalyse und Simulationen Bescheid, und so wurde ich am LRZ eingestellt. Jetzt bin ich seit einigen Jahren Teamleiter Forschungsdatenmanagement und begleite ganz unterschiedliche Projekte, denn wir sind für alle Wissenschaftler:innen der Münchner Universitäten und darüber hinaus da. Für mich ist jede neue Fachrichtung immer wieder spannend und hat ihren eigenen Reiz.

Und was ist Ihre Aufgabe?

Dr. Stephan Hachinger: Unsere Aufgabe hier ist, ein Forschungsdatenmanagement-System zu erstellen. Das soll nicht nur eine schnöde, geordnete Dateiablage sein, sondern die Daten sollen schnell an unseren Großrechnern und im Cloud-Computing in Tübingen und München zur Verfügung stehen. Das Datenteilen der Forscher untereinander und die Kollaboration sollen viel einfacher werden. Das alles schaffen wir natürlich nur gemeinsam mit unseren Kolleg:innen in Tübingen und in München bzw. Neuherberg in unserem IT-Teilprojekt.

Bei Ihnen laufen viele Fäden aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Bereichen zusammen. Wie dürfen wir uns das vorstellen?

Dr. Stephan Hachinger: Wir im IT-Subprojekt machen für die Wissenschaftlern im TRR356 Speicher- und Computing-Dienste verfügbar, und gleichzeitig sorgen wir dafür, dass die Daten katalogisiert und auffindbar werden. Darauf speichern die Wissenschaftler dann Daten und analysieren diese mithilfe von diversen Programmen. Und unsere leistungsstarken Systeme machen das hoffentlich einfacher! Die Infrastruktur für den TRR356 baut also auf die „üblichen“ Dienste auf, die Rechenzentren wie das LRZ oder das ZDV (Tübingen) den Wissenschaftlern zur Verfügung stellen – manchmal per Abrechnung, manchmal pauschal, aber immer non-profit. Nur ist das hier eben viel spezialisierter als die Standarddienste.

Ist es nur die Datensammlung oder was fasziniert Sie so an dieser Forschung?

Dr. Stephan Hachinger: Es ist eigentlich nicht das Sammeln, sondern wir Forschungsdatenmanager sind Idealisten und wollen die Daten für alle Wissenschaftler „FAIR“ machen. Das heißt Buchstabe für Buchstabe: findable – auffindbar, accessible – zugreifbar, interoperable – interoperabel, re-useable – wiederbenutzbar. Diese Prinzipien von Wilkinson und Kollegen haben sich seit 2016 durchgesetzt und werden jetzt in der Forschung oft sogar vorgeschrieben. Aber dann fasziniert mich natürlich auch die Forschung im TRR356 an sich. Man kennt ja die extremen Probleme mit der Ernährung der Menschheit. Und im Kleinen hat wohl ein jeder von uns schon einmal eine befallene Pflanze gehabt, die dann eingegangen ist. So eine Pflanze daheim ist natürlich für die Welt ziemlich unwichtig, aber macht die Sache greifbar.

Was würde schlimmstenfalls passieren, wenn es dieses Forschungsprojekt nicht gäbe?

Dr. Stephan Hachinger: Ich bin nicht gut in Horrorvisionen. Aber – soweit ich es verstehe – würde dann ein wichtiger Impuls aus Tübingen und München fehlen, zu einer Forschung, die uns Pflanzen viel besser und mit weniger Pestizideinsatz anbauen lässt. Das ist ein wichtiger Baustein für das menschliche Leben in der Zukunft. Und im IT-Teilprojekt wollen wir zeigen, dass Top-Datensysteme, Rechnerfarmen, die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (www.nfdi.de, www.nfdi4plants.de) und Datenmanagement nach den FAIR-Prinzipien bei dieser Forschung sehr helfen können. Darin wollen wir Vorreiter sein, und das wird natürlich nur durch dieses Projekt ermöglicht.

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