Honig auf dem Dach

03.05.2023

Rund um das Gasteig HP8-Gelände an der Isar grünt und surrt es: Auf dem Dach von Haus G ist ein Bienenvolk eingezogen, um das sich der neue Gasteig-Imker Thomas Zachmayer kümmert.

Seit Anfang März gibt es neue Mitbewohner:innen auf dem Gasteig HP8-Gelände, genauer gesagt auf dem Dach von Haus G: Ein Bienenvolk hat dort seinen Platz gefunden – in luftiger Höhe mit bester Aussicht auf Flaucher und Heizkraftwerk. Der Imker Thomas Zachmayer, selbst Gasteig-Nachbar, hat ein Bienenvolk von seinem Stock am Naturfreundehaus abgezwackt. „Quasi aus dem Biergarten“ stamme das Wirtschaftsvolk, das ungefähr 10 000 Bienen enthält und von dem Zachmayer auf dem Gasteig-Dach einen Ableger ziehen wird.

Mit ein bisschen Glück werden es im Sommer dann zwei Stöcke mit bis zu 60 000 Bienen sein, die fleißig Honig liefern. Solange eine Königin da sei, die Eier lege und das Volk gesund sei, könne dieses theoretisch unendlich alt werden, erzählt der Imker, der sein besonderes Hobby in vierter Generation betreibt und hauptberuflich als Heilerziehungspfleger arbeitet. 

Vom Wirtschaftsvolk, das Zachmayer im März auf Haus G aufgestellt hat, nimmt er im Mai eine Wabe raus. Mit Leerwabe und Futterwabe wird daraus dann der Ableger. Nach ungefähr zwei Wochen schlüpft die Königin, die dann von den Drohnen begattet wird. Wenn diese von ihrem sogenannten Hochzeitsflug zurückkehrt, beginnt sie Eier zu legen. Die Bedingungen auf dem Gasteig-Dach sindgünstig: „Die Honigbiene kommt aus dem Wald und lebte ursprünglich in den Bäumen, oft in alten Spechthöhlen. Von der Höhe her passt es für sie gut hier oben. Zudem sollte es nicht zu windig und gen Süden ausgerichtet sein. Ich denke, den Bienen taugt es hier!“, so der Imker.

In München gibt es in der Regel zwei Ernten im Jahr: Nach der Obstbaumblüte im April und Mai und nach der Lindenblüte im Juli. Pro Volk könne man mit mindestens 20 kg Honig rechnen, wobei das natürlich von der Natur abhänge, sagt Zachmayer: „Wenn es im Frühjahr wieder recht kalt wird und die Bienen nicht fliegen können – sie fliegen meistens erst ab ca. 10 Grad – können sie bei den Obstbaumblüten weder Nektar noch Pollen holen und es gibt keinen Honig.“

Generell gehe es den Stadtbienen aber besser als denen auf dem Land, erzählt der Imker. Das Problem für Insekten generell seien Pestizide und Insektizide auf den Feldern: „Auf dem Land spritzen die Bauern und es herrscht Monokultur, da gehen die Völker kaputt. In der Stadt gibt es mittlerweile mehr Natur, die für Insekten interessant ist, als auf dem Land.“, sagt Zachmayer. „Auf dem Gasteig-Dach wächst eine natürliche Wildblumenwiese und auch ein paar Linden sind in der Gegend, da finden die Bienen schon was.“

Und wie verhält es sich mit dem Bienensterben? „Nicht der Honigbiene geht es schlecht, sondern der Wildbiene. Da gibt es in Deutschland über 500 Arten und mehr als die Hälfte sind vom Aussterben bedroht.“, erzählt Zachmayer. Als Imker kümmert er sich ausschließlich um die Honigbiene: Sein Wissen hat er sich durch intensive Lektüre angeeignet, außerdem ist er Mitglied im Imkerverein München Thalkirchen und hat viele Schulungen gemacht. Das sei auch wichtig, betont Zachmayer: „Viele meinen, man kann sich auf dem Balkon einen Bienenstock halten. Das geht oft schief, und das Laien-Imkern ist für die Bienen der anderen Imker gefährlich, da sich so Krankheiten übertragen können.“ Nun heißt es Daumen drücken, dass sich die Bienen hoch oben auf dem Gasteig HP8 in Sendling wohlfühlen.

Foto: Benedikt Feiten-Gasteig

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